Montag, 15. November 2010

Finger im Perlenhaus und die Schisser im Chat.

„Gütiger Himmel– wer ist denn dieser rattenscharfe Kerl da neben mir?“ Ich verdrehte gestern förmlich den Hals, während ich am Bahnsteig auf meinem Zug wartete. Schon die ganzen Tage war mir danach mein Kopfkino mit einer neuen Kunstfigur zu füllen, die ich beliebig zum Leben erwecken könnte, wenn mir danach wäre. Und mir war danach, mir ist danach.

Liegt wohl am Novemberwetter oder an meinen Hurentagen. Müsste echt mal nachrechnen, ob sie schon wieder im Anmarsch sind. Rein kalendarisch gesehen natürlich. Dieser Typ war genau Meiner. Sehr gut gekleidet, elegant, vielleicht so Mitte 30, dunkelblond und braune Augen. Was für Augen. Ich bin auf ihn los, zugegeben nur mit meinen Augen und habe ihn zum Flirt bewogen.

Hätte nichts dagegen gehabt, wenn er nicht nur zurückgelächelt hätte, sondern mich auch angesprochen. Hätte mich einladen lassen. Kein Thema. Der war eine Sünde wert. Leider kam sein Zug, und ich konnte mir noch ausmalen, wie geil es sein müsste, von ihm an die Wand gedrückt zu werden, wehrlos, hinter der nächsten Ecke und dann einige Minuten den gefickten Himmel zu erleben.

Weg war er. Weg warst du und dann suchte ich dich am Abend im Chat. Nachmittags hatte mir schon selbst geholfen, doch es war nicht genug, es bewirkte genau das Gegenteil. Hatte Lust geleckt. Ich war bereit. Ich war allein zu Haus. Ich wollte die virtuelle Realität mir zwischen meine aufgespülten Lustschwämme holen. Ich wollte dich und hätte dir alles gegeben.

Es ist inzwischen wie ein Ritual, das ich immer dann zelebriere, wenn mir Ernst ist mit dem Lustgefühl. Ich wollte mir ein Opfer suchen und zündete dazu erst mal eine Kerze an. Nein, nicht für das Opfer. Nur im Bad.

Das heiße Wasser umspülte mich und meine Finger holten ihn schneller als geglaubt aus seinem Zug zurück. Wir hatten es dann ganz eilig, wir rannten, wir rammelten und das warme Wasser rannte mir durch die Finger in mein Perlenhaus.
Er war die personifizierte Versuchung, ein Mann, der mein Verlangen aus der Fassung brachte. Alles tat sich jetzt auf, überspülte, umspülte, verschlang mich in einer riesengroßen Welle. Ich dachte immer immun zu sein, gegen schöne Männer, aber es war ganz anders, ganz anders. Vom Kopf zum Wannenrand und in den Lauf. Es ist so ein unbeschreibliches Gefühl, wenn die Wanne sich leert, der Körper wieder seine Schwere bekommt und dann frau noch so völlig entspannt, wie nach dieser hemmungslosen Kopfgeburt, am Wannenboden zurückbleibt.

Irgendwie hatte ich immer noch meinen Plan. Ich wollte mein Ritual gerne bis zum Ende gehen. Das enge schwarze Minikleid, die Nylons mit der Naht und die neuen Heels. Ich war nach einer Stunde wieder so weit und wollte dieses Mal im Chat nicht nur ein wenig Stöbern. Ich wollte Sex to Sex.

Nur. Was war denn das? Was ist aus diesen sogenannten erotischen Chats geworden. Quasselbuden voller Selbstdarsteller oder ein Haufen gestandener Männern, die nach jungfräulichen Töchtern suchen? Alles randvoll mit Dieter. Wobei die auch Martin oder Peter heißen könnten. Ich will ja keinem irgendwie zu nahe treten. Könnte sein, dass gerade du Dieter, der Renner bist und meine Muschi zum Erbeben bringst und meine Fantasie so überläuft, dass die Gasflamme auf dem Herd die Feuerwehr ruft. Aber ein Name muss ja als Synonym stehen für das, was langweilt ohne Ende.

Ich will es kurz machen. Irgendwie scheint den Usern, die regelmäßig das Blog hier lesen, der Mut zu verlassen. Habt ihr Angst, ihr könntet euch blamieren oder ihr könntet eure Namen oder Nicks hier lesen? Jungs, ihr Süßen, wenn ich aus lauter Lust mal in den privaten Chat gehe, dann will ich nur virtuellen Sex und nur meinen Spaß. Will meine Flügel da unten ganz weit aufmachen, mich auf meinen Dildo setzen und abschwirren in andere Sphären, weil es mich irre kirre macht, wenn ihr euch dann für mich wichst.

Ich wähle eine ganz normale Sprache, wenn ich privat chatte, dieses hier, meine gute Schreibe, die ist was für Veröffentlichungen.

Im Chat, da bin ich genauso voller Tippfehler wie ihr. Verdammt, wenn ich diesen Dildo in mir habe und auslaufe über die Sessellehnen und dann noch lese und schreibe, da kann und will ich nicht nach perfekten Worten suchen. Also ran an mich. Ran an meine virtuelle Perle.

Doch eines muss ich doch noch extra sagen. Was ich überhaupt nicht leiden kann, wenn einer nach einer halben Stunde im Chat – und wir waren wirklich schon gut im Rennen – dann einfach das Licht ausknippst. Nur weil vielleicht die Frau in die Türe kommt? Das könnte ich sogar noch verstehen, nur das kann man auch mal vorher andeuten. Sollte der Herr allerdings durch den Chat und das Betrachten meiner Pics im Blog einfach fertig sein mit seiner Sahne und sich dann grußlos aus dem Staube machen, dann darf er sich nicht wundern, wenn ich über ihn mal abtwittere.

Doch am Ende der Nacht, da gab es doch noch einen Netten und der war nicht nur im Kopf genauso gut wie der geile Typ vom Bahnhof. Vielleicht war er es auch oder vielleicht du. Egal. Du wirst jetzt lächeln, wenn du es liest und versprochen. Ich steige demnächst wieder am gleichen Bahnsteig ein. Die wilde Eva mit den roten Haaren. Schau dich ruhig nach mir um und irgendwo gibt es bestimmt eine Ecke. Für einen Kaffee.Oder einen heißen Chat. Knutschi Eva.

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2 Kommentare:

  1. Hallo Eva... schön, deine Gedanken zu lesen und schade, dass wir uns noch nicht begegnet sind... Wir fahren wohl verschiedene Strecken und andere Züge... aber wer weiß :) ;) glg Markus

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  2. Adam11:00

    Ich glaube ich werde mal wieder vermehrt mit der Bahn fahren ^^
    Wundervoll geschrieben mal wieder.
    Küsschen wohin du magst

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